Wenn Regeln nicht eingehalten werden

Sprechen Sie darüber, was passiert ist.

  • Ihr Kind ist zu spät nach Hause gekommen. Sie können ihm sagen: Ich war beunruhigt und machte mir Sorgen. Du hättest uns Bescheid geben können, dass du es nicht rechtzeitig nach Hause schaffst.
  • Versuchen Sie zu verstehen, warum Ihr Kind sich nicht an die Regel gehalten hat. Es ist wichtig, dass Sie darüber sprechen. Aber das Gespräch ersetzt die Konsequenz nicht. Konsequenzen sind das, was passiert, wenn man sich nicht an die Regeln hält. (siehe «Wie legt man Regeln fest?»)
  • Jugendliche wollen viel diskutieren und verhandeln. Das ist gut. Aber sie haben den Regeln zugestimmt. Vielleicht haben sie auch einen Vertrag unterschrieben. Regeln werden nicht jede Woche neu verhandelt.

Versuchen Sie, ruhig zu bleiben.

  • Es ist verständlich, dass Eltern auch wütend werden. Aber Eltern dürfen die Kinder nicht schlagen. Haben Sie Ihr Kind angeschrien? Gehen Sie aus dem Raum. Gehen Sie erst wieder zu Ihrem Kind, wenn Sie sich beruhigt haben. Entschuldigen Sie sich. Sagen Sie ihm, dass Ihr Ton nicht ok war. Erklären Sie, dass Sie so reagiert haben, weil Sie sich grosse Sorgen machten. Sprechen Sie dann möglichst ruhig über den Vorfall.
  • Worte können wehtun. Sagen Sie keine Dinge wie: Ich schäme mich für dich… Du wirst es nie zu etwas bringen… Ihr Kind hat etwas getan, das es nicht sollte. Es hat einen Fehler gemacht. Aber Ihr Kind ist nicht schlecht.

Welche Konsequenzen sind sinnvoll?

  1. Konsequenzen sollten einen Zusammenhang mit der Regel haben.
    Zum Beispiel: Ein Kind hat in der Nacht am Computer gespielt. Die Konsequenz kann sein: Es darf am Samstag oder Sonntag weniger lang spielen.
  2. Die Konsequenzen richten sich nach Schweregrad und Alter.
  3. Sprechen Sie mit dem Kind über die Regel.
    Ihr Kind darf in der Nacht keine Games spielen. Es muss dann schlafen. Entscheiden Sie gemeinsam: Ist es nötig, den Zugang zum Computer zu begrenzen?
  • Ihr Kind weiss dann, dass es fair behandelt wird. Denn die Konsequenz ist angemessen. Es versteht, dass es selber verantwortlich ist: Es hat die Regel nicht eingehalten.
  • Das Kind lernt, dass es die Wahl hat. Es hält sich an die Regel. Oder nicht. Es hängt von ihm ab, was passiert. Zum Beispiel: Ihr Kind weiss, dass es am nächsten Wochenende nicht ausgehen darf, wenn es zu spät nach Hause kommt. Oder wenn es nachts Games spielt, weiss es, dass Sie den Zugang zu seinem Computer begrenzen.
  • Bei Strafen in der Schule sollten Eltern nicht auch noch bestrafen. Wenn das Kind zum Beispiel in der Schule eine Strafe bekommen hat, weil es die Aufgaben nicht gemacht hat. Sprechen Sie mit dem Kind darüber, wie es seine Aufgaben einplant. Aber strafen sie es nicht nochmals dafür.

Wenn Eltern überfordert und erschöpft sind

Manchmal ist es sehr schwierig, ein Kind zu begleiten. Zum Beispiel:

  • Das Kind respektiert die Regeln nie.
  • Es überschreitet alle Grenzen.
  • Das Kind ist verschlossen und es geht ihm nicht gut.
  • Es hört nicht auf Sie.
  • Es nimmt Drogen.
  • Es spricht nicht.
  • Es ist sehr ängstlich.

Es ist normal, wenn Jugendliche sich selbst und die Eltern testen und Risiken eingehen.

Aber:

  • Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind sich gefährdet.
  • Wenn Ihr Kind mit niemandem spricht.

Dann suchen Sie unbedingt Unterstützung von Fachpersonen. (siehe «Weitere Informationen, Beratungsstellen»)

Die Gefühle der Eltern

Eltern können sich sehr hilflos fühlen. Eltern können den Mut verlieren. Sie können sehr traurig oder wütend sein. Oder erschöpft und zerbrechlich.

Manchmal versuchen Eltern alles, aber es bringt nichts. Sie glauben, dass sie die Kontrolle verloren haben. Viele Eltern schämen sich und sind von sich enttäuscht.

Es ist sehr schwierig,

  • wenn man sich alleine fühlt.
  • wenn man immer falsch verstanden wird.
  • wenn man unter Druck ist.

Es ist klar, wenn man dann keine Kraft mehr hat!

Reden Sie mit anderen Leuten!

Das Wichtigste ist: Bleiben Sie nicht alleine!

Es tut gut, wenn Sie mit jemandem reden können. Zum Beispiel mit Freunden, einer Freundin oder mit anderen Eltern. Es gibt auch Elterngruppen, die sich treffen. Haben Sie Mut und holen Sie Unterstützung! Suchen Sie Dinge, die Ihnen helfen. Es ist normal, dass man es nicht allein schafft. Eltern, die Lösungen mit Fachleuten suchen, sind gute Eltern.

Es ist normal, wenn Sie manchmal müde oder wütend sind.

Aber:

  • Wenn Sie oft traurig und erschöpft sind.
  • Wenn Sie keine Energie mehr haben für Unternehmungen.
  • Wenn Sie nicht mehr wissen, was Sie tun sollen.
  • Wenn Sie das Gefühl haben, alles falsch zu machen.

Dann suchen Sie unbedingt Unterstützung bei Fachpersonen! (siehe «Weitere Informationen, Beratungsstellen»)

Wenn ein Kind die Eltern nicht respektiert

Manchmal sind Jugendliche gemein, grob oder auch gewalttätig. Manche Jugendliche respektieren die Eltern nicht mehr.

Vielleicht hat das Kind ein Problem. Vielleicht hat es Gefühle, die es nicht versteht. Vielleicht ist es überfordert. Vielleicht leidet es an den Veränderungen, die es erlebt.

Aber das ist kein Grund, dass Sie leiden müssen. Niemand darf gewalttätig werden. Es ist verboten, andere anzugreifen. Das ist eine ernste Sache.

Die Eltern müssen zeigen, wie die Kinder anders mit dieser Wut umgehen können. Und als Erstes müssen Sie die Situation beruhigen. Das ist nicht einfach. Wenn man gestresst ist und unter Druck, sieht man nicht mehr klar.

Tipps:

STOP!

  • Atmen Sie durch. Sagen Sie klar: So geht das nicht! Wir schreien einander nicht an. Wir benutzen solche Worte nicht. Es ist nicht ok, wie du mit mir sprichst.
  • Sagen Sie Ihrem Kind: Versuche dich zu beruhigen. Ihr Kind muss wieder Kontrolle über sich selbst haben. Verschieben Sie die Diskussion. Sagen Sie zu Ihrem Kind: Wir sprechen später miteinander. Wir sprechen dann, wenn du ohne Gewalt sprechen kannst.
  • Sagen Sie Ihrem Kind, dass es schwierig ist, seine Worte zu hören.
    Sagen Sie ihm, dass Sie nachdenken müssen.

PAUSE

Die Pause ist wichtig:

  • Alle können ruhiger werden. Sie selbst und Ihr Kind.
  • Ihr Kind hat Zeit, sich wieder zu beherrschen.
  • Sie erhalten Zeit zum Durchatmen. Holen Sie Luft, trinken Sie ein Glas Wasser.
  • Sie können nachdenken: Für wen waren die gemeinen Worte? Waren sie wirklich für mich? Oder ist das Kind auf jemand anderes wütend? Denkt das Kind, dass es unfair behandelt wird? Oder dass es ein Opfer ist? Ist Ihr Kind verzweifelt? Und sieht keinen Ausweg mehr?

SPÄTER

  • Reden Sie miteinander.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, dass es sich selbst verstehen kann.

Wählen Sie für dieses Gespräch eine passende, ruhige Zeit. Das Kind redet und die Eltern hören zu. Dann reden die Eltern und das Kind hört zu. Man kann es so machen:

  • Beschreiben:
    Alle beschreiben, was passiert ist. Alle sagen, was sie brauchen: «Ich brauche…. »
  • Gefühle:
    Alle sagen, wie sie sich fühlen. Alle respektieren die Gefühle der anderen.
  • Lösungen suchen:
    Suchen Sie zusammen Ideen für Lösungen. Machen Sie eine Liste.
  • Auswählen:
    Sprechen Sie über die Vorteile und die Nachteile der Ideen. Dann wählen Sie eine Lösung aus.
  • Vereinbarung:
    Eltern und Kind treffen eine Abmachung. Sie verpflichten sich, sich daran zu halten. Sie können einen Vertrag abschliessen.
  • Ende:
    Entscheiden Sie gemeinsam, wie sie merken, ob die Abmachung funktioniert.

Manchmal werden Jugendliche aggressiv oder schlagen sogar die Eltern.
Es kann mit gewalttätigen Worten beginnen. Es kann zu körperlicher Gewalt kommen. Vielleicht schlägt das Kind die Mutter oder den Vater. Körperliche Gewalt ist verboten.

Dann müssen Sie als Eltern reagieren. Das Kind muss verstehen, dass es das nicht darf.

Eltern, die solche Gewalt erleben, schämen sich oft dafür. Aber: Sie sind nicht schuld! Sie tun ihr Bestes, um ihr Kind beim Aufwachsen zu begleiten.

Fachpersonen, die Ihnen helfen

  • Bei unmittelbarer Gefahr: Rufen Sie die Polizei
  • Elternnotruf (24/24): 0848 35 45 55, elternnotruf.ch
  • Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
  • Schulsozialarbeit